Chronik Handballabteilung

Zur Erläuterung: Handball

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Handballspiel aus Turnspielen wie Netz-, Korb-, Raff- oder Turmball entwickelt: “Torball” war zunächst als körperloses Spiel für Mädchen und Frauen. Der Ball durfte nur drei Sekunden gehalten werden, das Laufen mit dem Ball war verboten. Mit der Einführung eines kleineren Balles sowie der Erlaubnis zum Prellen und zu Zweikämpfen wandelte sich das Spiel vor 1920 zum “Handball” und wurde auch für Jungen und Männer attraktiv. Die sonstigen Grundlagen wie Spielfeldgröße (mit 13-Meter-Wurfkreis, 14-Meter-Strafwurf),  Mannschaftstärke (Torwart und 10 Feldspieler) und Schiedsrichter wurden praktischerweise vom Fußball übernommen (Feldhandball). 

Aufgrund der vielfach schwierigen Witterungsbedingungen entwickelte man in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg in den skandinavischen Ländern den Hallenhandball (Kleinfeldhandball), so wie er uns mit einigen regeltechnischen Änderungen heute geläufig ist. Feldhandball und ab der zweiten Hälfte der 60er Jahre zunehmend Kleinfeldhandball imSommer sowie Hallenhandball im Winter existierten so lange Zeit nebeneinander. Nachdem Hallenhandball 1972 in München zur olympischen Disziplin geworden war und sich auch die Gegebenheiten durch eine stetig steigende Zahl geeigneter Sporthallen auch im hiesigen Raum verbesserten, ging der Trend eindeutig hin zum Hallen- bzw. Kleinfeldhandball.

Die letzte Deutsche Meisterschaft im Feldhandball wurde 1975 ausgespielt, in der traditionsreichen Handballregion um Gießen wurden noch gut ein Jahrzehnt länger Spiele ausgetragen. Aber auch dem Kleinfeldhandball war – abgesehen von weiterhin stattfindenden Turnieren – keine wirkliche Zukunft beschieden, denn ab 1994 fanden im Sommer auch keine offiziellen Kleinfeld-Spielrunden mehr statt. Die Hallenrunden wurden stattdessen verlängert, indem die Anzahl der Mannschaften in den jeweiligen Spielklassen erhöht wurden.

Die Handballabteilung des TV 1862 Homberg ist mittlerweile nicht nur zahlenmäßig zur größten im Verein herangewachsen. Sie umfaßt derzeit etwa 330 Personen, davon etwa 200 weiblich und etwa 130 männlich. Die Abteilung setzt nicht nur den Löwenanteil des Vereinsetats um, in ihr wird auch der Löwenanteil an Vereinsarbeit geleistet, insbesondere auch bei der Betreuung der zahlreichen Jugendlichen. Die Handballabteilung prägt heute in der Außendarstellung zu ganz wesentlichen Teilen das Erscheinungsbild des “Turnvereins”.

Die Anfänge des Handballsports im TV 1862 Homberg sind nicht mehr genau zu klären, ein exakter Zeitpunkt ist nicht festzulegen. Ein Kassenbeleg vom 16.03.1928 bezeugt jedenfalls, daß ein Handball Größe 4 für 18,50 Reichsmark gekauft wurde und das Protokoll vom 29.05.1931 verzeichnet die Neubeschaffung eines Handballs für 21,15 Reichsmark. Am 1. November1930 wurde mit der Germania Homberg ein Vertag geschlossen über die Nutzung des Sportplatzes für den Turn- und Spielbetrieb. Die getroffenen Regelungen lassen vermuten, daß hier das Handballspielen gemeint war, denn anläßlich der Generalversammlung am 27.02.1932 wurde ein “Bericht über den Stand und den Spielbetrieb der Handballmannschaft im verflossenen Jahr” erstattet. In der Bestandserhebung für 1935 wurden dann eine Jugend- und eine Männermannschaft an die Deutsche Turnerschaft gemeldet und es liegen einige Fotos ohne Datierung, aber eindeutig aus den Vorkriegsjahren vor, die den aktiven Sportbetrieb belegen.

Nach dem 2. Weltkrieg spielten Männer und auch Frauen zunächst in der allein von der amerikanischen Besatzungsmacht zugelassenen Sportgemeinschaft Homberg Handball. Im Jahr 1949 wechselte man aus sportlichen  und verkehrstechnischen Gründen in den Handballkreis Marburg, bevor die Abteilung – schon zu diesem Zeitpunkt nur noch aus Männern bestehend – am 31.01.1950 zum wieder existierenden Turnverein übertrat. Die Folgejahre verliefen eher unstet und es gelang nicht, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Im Spätjahr 1958 wurde dann die Handballabteilung mit dauerhaftem Erfolg neu gegründet.

Als Abteilungsleiter fungierten zunächst für je ein Jahr Ernst-Ludwig Röhrig, Kurt Strauch und Heinrich Wirtz. Treibende Kraft war aber vornehmlich Fritz Hamel, der dann 1961 auch den Abteilungsleiterposten übernahm. Aufgrund seiner Initiative wurde im August 1959 das erste Homberger Pokalturnier auf dem Kleinfeld veranstaltet, das fortan regelmäßig bis in die späten 70er Jahre stattfand, wenige Male auch in der kleinen Schulsporthalle nach deren Fertigstellung im Jahr 1966.

Ansonsten spielte man im Sommer zunächst auf dem Großfeld auf dem Sportplatz an der Altenstadt und wegen wiederholter Reibereien mit den Fußballern bisweilen auch auf der Bleiche, die von den Spielern selbst mühsam “spielfähig” gehalten wurde. Im Winter fand bereits eine Hallenrunde statt. Die beteiligten Mannschaften trafen sich in der Sporthalle der Bleidernkaserne in Fulda, meist am Sonntagvormittag zu zwei Begegnungen auf dem harten Holzpflasterboden. Zu Beginn der 60er Jahre konnte man sich dann in der moderneren Bundesgrenzschutz-Halle in Alsfeld zu den Spieltagen treffen. Doch konnte die Homberger Männermannschaft ihren Spielbetrieb alsbald nicht mehr aufrecht erhalten.

Im Frühjahr 1964 wurden dann in Eigenleistung Handballtore angefertigt und auf dem kleinen Ascheplatz in der Friedrichstraße unterhalb der Schule (jetzt Parkplatz unterhalb des Kindergartens) aufgestellt und eine Jugendmannschaft um Norbert Vogel, Klaus Meschkat, Karl Peter, Werner Stumpf und andere nahm den Trainingsbetrieb auf. Die Tornetze mußten vor jedem Training aus dem unweit gelegenen Keller von Klaus Nagel geholt und hinterher wieder zurückgebracht werden. In den Spielrunden 1964/65 und 1965/66 nahm die Mannschaft an den Rundenspielen in der BGS-Halle in Alsfeld teil, ehe man mit den jüngeren Spielern der vormaligen Männermannschaft ein neues Team bildete, das aber 1973 ebenfalls wieder auseinander fiel.

Zu Jahresbeginn 1968 wurde Klaus Nagel Abteilungsleiter und zum engagierten “Macher” der Handballabteilung bis in die 80er Jahre hinein. Selbst wenn andere wie Gerhard Krebühl (1974 bis 1976), Werner Kasseckert (1977 und 1978), Manfred Wilhelm (1980 und 1981) oder Uli Meschkat (1983 bis 1987) offiziell als Abteilungsleiter fungierten, so agierte im Hintergrund doch stets auch Klaus Nagel als “machtvolle graue Eminenz”. Mit seinem gewichtigen Wort im Vereinvorstand und mit seinen weit verzweigten persönlichen Kontakten ebnete er der Handballabteilungen manchen Weg und eröffnete ihr viele Möglichkeiten.

Von Beginn an setzte Klaus Nagel auf eine bessere und intensivere Jugendarbeit. Für die einzige Jugendmannschaft der Abteilung, die männliche Jugend B um Karl Seitz, Gerhard Krebühl, Klaus Kehl, Volker Hisserich, Werner Kasseckert, Uwe Pott und andere, engagierte er 1969 mit Otto Enders (Großen-Linden) einen erfahrenen Trainer und bewerkstelligte den Wechsel vom Handballkreis Marburg in den sportlich attraktiveren Kreis Gießen. Eine weitere männliche sowie ab 1973 auch eine weibliche Jugendmannschaft kamen hinzu und Heiner Dippel (Kirchhain) leistete als Trainer aller Mannschaften wertvolle Aufbauarbeit. Erste Früchte der verstärkten Bemühungen konnte man ernten, als der neuformierten Männermannschaft aus den aufgerückten Jugendlichen und wenigen Ehemaligen gleich zum Ende ihrer ersten Hallenrunde im März 1975 den Aufstieg in die B-Klasse gelang.

Die Zahl der Mannschaften wuchs weiter an, und zur Hallenrunde 1976/77 konnte die Abteilung bereits eine Männermannschaft plus Reservemannschaft, eine Frauenmannschaft, drei männliche und eine weibliche Jugendmannschaft an den Start bringen, so daß es für den Trainingsbetrieb in der kleinen Schulsporthalle zeitlich immer enger wurde.

Damit ist auch das größte Problem der Handballabteilung über viele Jahre angesprochen: Konnte man die Spiele in der Sommerrunde ab 1969 auf dem Rasenplatz hinter der Schulsporthalle, ab 1975 auf dem Hartplatz an der Altenstadt und ab 1979 auf dem Kunststoffplatz hinter der Schulsporthalle austragen, so stand im Winter keine ausreichend große Halle für die Rundenspiele in Homberg zur Verfügung! Daher trug man zunächst seine Heimspiele lange Zeit in Großen-Buseck aus, bevor man 1982 nach Grünberg wechseln konnte. Den organisatorischen Problemen mit dem notwendigen umfangreichen Fahrverkehr begegnete man mit der Anschaffung eines VW-Busses zu Beginn des Jahres 1978, der sich in den folgenden zehn Jahren an den Wochenenden über viele tausende Kilometer nahezu im Dauereinsatz befand.

Die Männermannschaft konnte in der Hallenrunde 1979/80 zwar den Aufstieg in die A-Klasse erreichen, stieg im Jahr danach jedoch wieder unglücklich ab und zerfiel, worauf ein erneuter Generationswechsel durch den Einbau junger Spieler vorgenommen werden mußte. Im Gegensatz dazu  sicherte sich die neuformierte Damenmannschaft in der Hallenrunde 1981/82 den Aufstieg in die A-Klasse, nachdem zuvor der Zusammenschluß mit der Damenmannschaft der SG Germania Homberg erfolgt war.

Damit begannen sich auch die Kräfteverhältnisse in der Abteilung zu verschieben! Während die Männer in den folgenden Jahren mit eher mäßigem Erfolg spielten und zuweilen um die bloße Existenz zu kämpfen hatten, stiegen die Frauen in der Hallenrunde 1984/85 in die 2. Bezirksklasse auf und ab 1986/87 spielte eine zweite Frauenmannschaft. Das weibliche Geschlecht prägte fortan im Wesentlichen das Erscheinungsbild der Abteilung, denn ähnlich verlief auch die Entwicklung im Jugendbereich: einer rückläufigen Tendenz bei den Jungen stand eine Zunahme bei den Mädchen entgegen.

Zusätzlichen Auftrieb erfuhr die Handballabteilung dadurch, daß ab Mitte 1988 endlich die langersehnte Großsporthalle zur Verfügung stand. Anfang 1989 ergänzte man die Nachwuchsarbeit durch eine Mini-Handball-Gruppe für Mädchen und Jungen und führt seither alljährlich auch ein Turnier für Mini-Mannschaften durch. Ab 1992 hatte die Abteilung dann stets zehn oder mehr Mannschaften im aktiven Spielbetrieb.

Einen besonderen Leckerbissen für die heimischen Handballfans stellte im August 1989 das Gastspiel der Damenmannschaft des TV Lützellinden, mehrfacher Deutscher Meister und Europapokalteilnehmer, gegen die SG Kleenheim dar.

Und auch die Homberger Damen machten von sich Reden. Von 1990 bis 1997 unter ihrem umtriebigen und durchaus erfolgreichen aber nicht unumstrittenen Trainer Horst Jeckel (Nordeck) gelang ihnen 1994/95 der Aufstieg in die 1. Bezirksklasse. Als besonderes Highlight für die Damen bleibt sicherlich das Trainingsspiel gegen die deutsche Nationalmannschaft im August 1995 in Grünberg in Erinnerung.

Ansonsten hatten und haben die Abteilungsleiter/innen der letzten 25 Jahre – namentlich Ingrid Ihm (1987 bis 1988), Gerd Oberer (1988 bis 1991), Hans-Jürgen Pilz (1991 bis 1993), Friederike Feyh (1993 bis 1999), Jörg Goudriaan (1999 bis 2004), Marco Stula (2004 bis 2008), Jürgen Röhrig (2008 bis 2011) und seither Raphael Bernhart – den aufwändigen Trainings- und Spielbetrieb mit all seinen Höhen und Tiefen zu organisieren.

Dies konnte natürlich nur durch die tatkräftige Mithilfe zahlreicher ehrenamtlicher Mitstreiter wie Abteilungsvorstandsmitglieder, Trainer und Betreuer, Schiedsrichter und Zeitnehmer und anderer Helfer weitgehend erfolgreich gelingen.

Als besondere “Aufreger” bleiben sicher die deftige Verbandsstrafe wegen fehlender Schiedsrichter im Jahr 2003 sowie die Turbulenzen, die durch die Sperrung der Großsporthalle aufgrund sich lösender Deckenverkleidungen zu Beginn des Jahres 2007 verursacht wurden.

Nicht nur Arbeit bedeuten hingegen die alljährliche Teilnahme am Homberger Stadtfest mit dem Jägermeisterstand seit 2004 sowie das Beachhandballturnier auf dem Parkplatz des REWE-Marktes seit 2005.

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