Chronik Breitensport Frauen

Frauen konnten im TV 1862 Homberg in den ersten sechs Jahrzehnten seines Bestehens nicht Mitglied werden. Ebenso wie in der gesamten damaligen Gesellschaft spielten sie nur eine untergeordnete Rolle, wenn auch keine unbedeutende.

So stifteten hiesige „Frauen und Jungfrauen“ dem Turnverein im Jahr 1863 seine Fahne und waren auch bei der Vorbereitung vergnüglicher Anlässe wie Weihnachtsfeiern, Fastnachtsbällen und Familienabenden unentbehrlich, wenn es um eine angemessene Ausschmückung der Räumlichkeiten ging. Auch waren gutsituierte Damen als Geldspenderinnen gerne gesehen, insbesondere auch für den lange Zeit geplanten und letztendlich gescheiterten Turnhallenbau.

Es war jedenfalls ein langer und beschwerlicher Weg, bis die Frauenbewegung in Deutschland die rechtliche Gleichstellung der Frauen erreichte. Nachdem im Jahr 1919 endlich das Frauenwahlrecht eingeführt worden war, begehrten Ende 1920 hiesige junge Frauen die Bildung einer Damenriege im Turnverein. Dem konnten sich die Männer nicht wirklich widersetzen und am 30. Juli 1921 verzeichnet das Protokoll die Aufnahme von 10 Turnerinnen für den halben Jahresbeitrag von 3 Mark.

Am 1. September 1921 nahm die Damenriege unter großer Anteilnahme der Homberger Bevölkerung an einem Schauturnen auf dem Sportplatz teil. Obwohl man bei vereinsinternen Veranstaltungen weitere Auftritte hatte, stagnierte die Entwicklung bis Margarete Bensel 1928 die Leitung übernahm. Sie war ab 1929 auch die erste Frau im Vereinsvorstand – auf einem zusätzlich geschaffenen Beisitzerposten, damit ihr kein Mann weichen mußte. Fortan sah man die Hombergerinnen als erfolgreiche Teilnehmerinnen an zahlreichen Turnfesten und Wetturnen, wobei sich Luise Paul, Emilie Jäger und Anni Maar besonders hervortaten.

Die Frauen stellten jedoch stets nur eine überschaubar kleine Gruppe im Verein. Für gut ein Jahrzehnt konnte man die Zahl von 15 Frauen nicht übertreffen, im Jahr 1938 zählte man 32 und im Jahr 1942 noch 25 Frauen, ehe das Vereinsleben infolge des andauernden Krieges völlig zum Erliegen kam.

Auch nach dem Krieg war die Zahl der aktiven Frauen relativ klein. In der Sportgemeinschaft Homberg spielte man zunächst Handball. Nachdem auch das Turnen durch die amerikanischen Besatzer wieder zugelassen wurde, ging es mit dem Frauenhandball ziemlich rasch zu Ende, man konzentrierte sich wieder auf das Turnen.

Ab 1949 im wiederbelebten TV 1862 Homberg zeichnete im Wesentlichen Konrad Maus lange Zeit als Vorturner für den Frauenbereich verantwortlich, wobei der Schwerpunkt auf dem Geräteturnen lag. Die Gruppen der Jugendturnerinnen, Turnerinnen und älteren Turnerinnen übten zeitweise getrennt und zeitweise gemeinsam. In den Sommermonaten beteiligten sich Homberger Frauen auch immer wieder an leichtathletischen Wettkämpfen.

Als Konrad Maus infolge Unstimmigkeiten mit dem Vereinsvorstand Ende 1965 sein Wirken einstellte, übernahm Irmgard Heinrich die Übungsleitung bei den Frauen. Man turnte zwar auch noch an den Geräten, aber Gymnastikübungen mit Ball, Seil und Keulen traten zusehends in den Vordergrund. Versuche, das Geräteturnen durch den Einsatz des ausgebildeten Übungsleiters Herbert Frühauf zu befördern, waren vergebens.

Nach einem kurzen Intermezzo einer Übungsleiterin aus Marburg zum Jahresende 1970 übernahm alsbald im Jahr 1971 Annchen Weiß die Leitung der Gruppe, die sich nun auch offiziell als Gymnastikgruppe deklarierte.

Die Gymnastikgruppe prägte fortan für viele Jahre ausschließlich das Bild des Frauenturnens im TV 1862 Homberg und trat in vielerlei Hinsicht deutlich in Erscheinung durch stetig wachsende Mitgliederzahlen, rege gesellige Aktivitäten in der Gruppe und spürbares Engagement im Gesamtverein.

Annchen Weiß fungierte ab 1974 als Abteilungsleiterin der nunmehr eigenständigen Abteilung Frauenturnen und Ria Goudriaan bekleidete in den Jahren 1974 und 1975 als bis dato einzige Frau die Position der 2. Vorsitzenden im Vorstand des TV 1862 Homberg, ehe sie 1979 das Amt der Abteilungsleiterin übernahm.


Im September 1976 veranstalte die Abteilung erstmals einen Wandertag um den Wanderschuh des Hessischen Turnverbandes mit 186 Teilnehmern und begründete somit eine Traditionsveranstaltung für die nächsten zwei Jahrzehnte. Nach Differenzen hinsichtlich der finanziellen Abwicklung der Wandertage wurden diese ab 1983 allerdings vom Vereinsvorstand selbst organisiert.

Zur Mitte der 80er Jahre kam dann deutlich Bewegung in die Abteilung. Im Mai 1984 begann eine Gruppe von Seniorinnen unter der Leitung von Anita Glatthaar mit dem Übungsbetrieb, der aber alsbald von ihrer Mutter Luise Pfeil geleitet wurde. Ab Jahresbeginn 1986 bot Sabine Thornau zunächst Jazz-Tanz für Frauen an und ließ im Herbst 1986 eine ebensolche Gruppe für Mädchen folgen. So konnte sich die Frauen-Abteilung zum 125-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 1987 im Aufwind und mit beachtlicher Mitgliederzahl präsentieren.

Im Winter 1987/88 übernahm Diana Wegerer die Leitung bei den Jazz-Tanz-Frauen, im Sommer 1988 wurde die Seniorinnengruppe aufgrund der starken Beteiligung in eine „jüngere” und eine „ältere” Gruppe geteilt und Iris Glatthaar leitete ab Herbst 1989 die Übungsstunden der Jazz-Tanz-Mädchen ehe Kathrin Graf (verh. Stolte) im Mai 1992 diese Aufgabe übernahm.

Zahlreiche öffentliche Auftritte aller Gruppen der Abteilung prägten die folgenden Jahre. Als besondere Höhepunkte sind sicher die Durchführung der Gau-Gymnastikschau im Mai 1993 in der Großsporthalle, das 10-jährige Jubiläum der Seniorinnen im Juni 1994 in der Stadthalle sowie die Gymnastikschau „75 Jahre Frauen im TV 1862 Homberg” im September 1995 in der Großsporthalle anzusehen.

Die letztgenannte Veranstaltung war sozusagen auch die Abschiedsvorstellung der langjährigen Abteilungsleiterin Ria Goudriaan. Denn sie übergab ihr Amt im Januar 1996 an Inge Zecher, die bereits 1994 der Abteilung mit der Aerobic-Gruppe eine weitere Übungsgruppe hinzugefügt hatte.

Mit Beginn ihrer Amtszeit mußte Inge Zecher die Auflösung der Jazz-Tanz-Mädchengruppe hinnehmen und ebenso ein halbes Jahr später die Reduzierung auf wiederum nur noch eine Übungsgruppe bei den Seniorinnen. Nach dreijähriger Amtszeit übergab Inge Zecher im Januar 1999 den Abteilungsleiterposten an Helga Heigl.

Ab März 1999 etablierte sich eine zweite Aerobic-Gruppe unter Karin Dörr und ab Herbst 2001 erweiterte Inge Zecher das Angebot der Abteilung durch eine Krebs-Reha-Gruppe. Im September 2002 übernahm Ute Dietz die Übungsleitung bei den Seniorinnen, da Luise Pfeil aus gesundheitlichen Gründen hierzu kurzfristig nicht mehr in der Lage war. Nach dem Ausscheiden von Inge Zecher konnte mit Dagmar Wagner aus Schweinsberg ab November 2004 eine ebenfalls überaus qualifizierte Übungsleiterin für die Krebs-Reha-Gruppe gefunden werden. Für den Bereich Aerobic kam das endgültige Ende zur Jahresmitte 2005, und auch Diana Wegerer mußte im Sommer 2007 einsehen, daß ihre Jazz-Tanz-Gruppe keine Zukunft mehr hatte.

Zur gleichen Zeit boten Ute Dietz und Karin Dörr erstmals einen Kurs „Wirbelsäulengymnastik” an, der seit 2008 jeweils im Frühjahr und im Hebst von Dagmar Wagner betreut wird.

Zu Jahresbeginn 2010 wurde Elke Pfeil Abteilungsleiterin und konnte zum Jahresende als ersten Erfolg die Gründung einer neuen Gruppe von Frauen „mittleren Alters” unter dem Motto „Sport-Spiel-Spaß” mit Eva Sartorius als Übungsleiterin vermelden.

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